Zur Erklärung: Es war ein Schreibrausch zum Thema "Sommer meines Lebens", also wie Summer of 69. Bei einem Schreibrausch haben alle den gleichen Anfang und es wird etwa alle 5 Minuten ein Wort gezogen, dass man irgendwie in die Geschichte einbauen muss. Die Wörter von diesem Mal habe ich fett markiert.
Der
Geruch von Sommerregen
Es war
der Sommer von 2015. In diesem Sommer hatte Ava Giovanni kennengelernt, nachdem
sie vom sonnigen Los Angeles in das verregnete Florenz im September gereist
war. Die triste graue Landschaft hatte genau zu ihrer Stimmung gepasst, zu den
Erinnerungen, vor denen sie geflohen war, nachdem ihr Vater sie aus ihrem Leben
gerissen hatte. Aus den besten Jahren ihres Lebens.
Ava hatte immer den
Geruch vom warmen Sommerregen auf den sonnengewärmten Pflastersteinen der Wege
im Garten ihrer Großeltern vermisst. Den leichten Glanz des Mauerwerks ihrer
Villa in den florentinischen Bergen. Die Fahrten mit den kleinen Kähnen über
den sommerlichen Arno, die ihre Großmutter immer mit einem Augenzwinkern
„Flusskreuzfahrten“ genannt hatte.
In
diesem Sommer hatte Giovanni ihr dies alles wieder nähergebracht. Trotz all der
Sorgen, die ihren ungeplanten Umzug begleitet hatten, hatte er ihr beigebracht,
wieder zu lächeln. Ein neues Leben zu beginnen, um die schönen Erinnerungen
wiederzubeleben. Zu vergessen, dass es nicht nur darum ging, dass das Leben
kein Ponyhof ist. Mit ihm fühlte es sich jedoch wie ein Ponyhof an.
Die ungewöhnliche
Situation, wie sie sich kennen gelernt hatten, die Abende am Ufer des Arno, in
einer Stadt, die sie nach und nach durch ihn wieder lieben gelernt hatte. Als
nur das Kreischen von Möwen und Schwalben das Rauschen des Wasser unterbrach.
All das machte diesen
Sommer so unvergesslich für sie. Der Vollmond über Pompeji, den sie im Frühjahr
erlebt hatte, war nichts dagegen.
Vor allem nicht gegen das
Gefühl, dass sich nach und nach in Avas Magengegend breit gemacht hatte.
Ava, die ewige Außenseiterin und Einzelgängerin,
hatte sich immer mehr geöffnet. Dieses Kribbeln im Bauch, wenn sie sich wie
fast jeden Abend mit Leonardo und Paola irgendwo auf eine Pizza oder ein Eis
trafen und danach zusammen nach Hause gingen. Oft hatten sie dabei geschwiegen
und waren nur glücklich nebeneinander hergelaufen. Dieses Kribbeln kam einer
Tüte Brausebonbons gleich, die man viel zu schnell gegessen hatte. Zumindest
hatte es ihre beste Freundin Amy immer so beschrieben.
Als sie das erste Mal
Kilometer um Kilometer mit Giovanni durch die nur von Sternenlicht erhellte
Landschaft der Toskana gestreift war, -Umweg über Umweg genommen hatte, weil er
ihr seine Lieblingsplätze zeigen wollte- hatte sie sich wie die Hobbits
gefühlt, die das erste Mal den Wald der Elben in Lothlorien erblickten.
Es war der Sommer, der ihr Leben verändert hatte, der
sie von ihrem Schicksal als Eiszapfen befreit hatte. Nach diesem Sommer -oder
eher in diesem Sommer- war sie wieder glücklich, ja sogar froh, durch all die
unglücklichen Umstände wieder in das Haus ihrer Teenagerjahre zurückgekehrt zu
sein. Giovanni war in jeder Hinsicht ihr Drachentöter geworden. Der Mann, der
sich sogar ihrer herrischen Cousine in den Weg gestellt hatte, um sie vor
Schlimmerem als ein paar Schlägen zu bewahren.
Dann war da noch der
beste Freund ihres Drachentöters. Leonardo benahm sich zwar manchmal wie ein
Warzenschwein und war -vor allem, wenn er zu viel getrunken hatte- ebenso
feinfühlig, wenn es um die Gefühle von ihr und Giovanni ging. Eine
Tratschtasche vom feinsten.
Irgendwie war sie ihm
aber doch dankbar, denn genau das hatte auch irgendwie dazu beigetragen, dass
sie durchgehalten hatte. Dass sie doch immer noch etwas geblieben war und sich
mehr und mehr integriert hatte. Dass sie die Dieter Bohlen Mentalität ihrer
Cousine wirklich vergessen konnte und wieder die unbeschwerte Lebensweise der
Italiener schätzen und lieben lernte.
Zu oft hatte sie in
diesem Sommer vor Lachen Bauchschmerzen bekommen, wenn Leonardo und Giovanni
sich mal wieder eine hitzige Diskussion über ein völlig nichtiges Thema
lieferten.
Ja, das war der Sommer, den sie nie vergessen würde.
Der Sommer, der sie an den Ort gebracht hatte, an den sie gehörte.
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